02.03.2025

Alles Wissenswerte zur Fensterertüchtigung und Erneuerung (Fenstersanierung)

Die Fenstersanierung ist ein wichtiger Bestandteil der energetischen Modernisierung eines Gebäudes. Durch moderne Fenster mit niedrigen U-Werten lassen sich Heizkosten senken, der Wohnkomfort verbessern, das Risiko von Schimmelbildung reduzieren und zusätzlich der Einbruchschutz deutlich erhöhen. Doch welche Fenster sind für eine Sanierung geeignet, und worauf sollte man achten? In diesem Artikel erfahren Sie alles Wissenswerte rund um die Fensterertüchtigung/Erneuerung und Förderung.

 

1. Wie kann ich den U-Wert der Scheibe näherungsweise selbst feststellen?

Eine einfache Methode, den U-Wert einer Verglasung abzuschätzen, ist der sogenannte Feuerzeugtest. Dabei hält man ein Feuerzeug vor das Fenster und beobachtet die Reflexionen der Flamme in den Scheiben. Die Flamme spiegelt sich auf beiden Seiten einer Scheibe. Nachts sind die Reflexionen am deutlichsten zu sehen.

 

  • Zweifachverglasung: Vier Spiegelungen sind sichtbar. Alle Flammen haben die gleiche Farbe.
  • Dreifachverglasung: Sechs Spiegelungen sind erkennbar. Alle Flammen haben die gleiche Farbe.
  • Wärmeschutzverglasung: Eine oder zwei der Spiegelungen erscheint in einer anderen Farbe, da die Scheiben mit einer wärmedämmenden Beschichtung versehen sind.

 

U-Wert Bestimmung über Spiegelung der Flamme an der Fensterscheibe

Beispiel: Wärmeschutzverglasung mit 2 Scheiben

1: Feuerzeug

2: Spiegelung Flamme innere Scheibe im Raum

3: Spiegelung Flamme innere Scheibe im Scheibenzwischenraum. Durch die Wärmeschutzschicht hat die Flamme eine andere Farbe.

4: Spiegelung Flamme äußere Scheibe im Scheibenzwischenraum

5: Spiegelung Flamme äußere Scheibe Außen

 

Nachfolgend sehen Sie, welchen U-Wert die Scheibe hat.

Wann kamen Scheiben mit Wärmeschutzverglasung auf den Markt?

  • Einfachverglasung: Bis ca. 1978 weit verbreitet (U-Wert ca. 5,0 W/m²K).
  • Kastenfenster: Bis ca. 1978 gängig, zwei Einfachverglasungen hintereinander (U-Wert ca. 2,4 – 3,0 W/m²K).
  • Isolierverglasung (ohne Wärmeschutzbeschichtung): Ab 1978 (U-Wert ca. 2,7 W/m²K).
  • Wärmeschutzverglasung (beschichtet, mit Edelgasfüllung): Ab ca. 1995 (U-Wert ca. 1,1 – 1,3 W/m²K). Teilweise auch schon früher.
  • Dreifach-Wärmeschutzverglasung: Seit etwa 2010 zunehmend Standard (U-Wert ca. 0,5 – 0,8 W/m²K).

 

Oft werde ich gefragt, warum eine Verglasung mit Wärmeschutzbeschichtung einen deutlich besseren U-Wert aufweist. Der Grund liegt in der Funktionsweise der speziellen Beschichtung. Die Raumluft wird durch die Heizung erwärmt, wodurch auch die Oberflächen der Einrichtung und Bauteile Wärme aufnehmen. Weiterhin kann Sonnenlicht fast ungehindert durch die Scheibe mit Wärmeschutzverglasung in den Innenraum gelangen und dort Oberflächen erwärmen. Diese erwärmten Oberflächen geben die Wärme als Infrarotstrahlung wieder ab. Die Wärmeschutzbeschichtung ist so optimiert, dass sie diese langwellige Wärmestrahlung reflektiert und daran hindert, nach außen zu entweichen. Dadurch bleibt die Wärme besser im Raum erhalten, was die Energieeffizienz erhöht.

 

2. Wie errechnet sich der U-Wert eines Fensters?

Der U-Wert eines kompletten Fensters setzt sich aus drei Komponenten zusammen:

  • U-Wert der Scheibe (Ug)
  • U-Wert des Rahmens (Uf)
  • U-Wert des Randverbunds (ψ-Wert)

Die Berechnung erfolgt über folgende Formel:

Uw = (Ag × Ug + Af × Uf + lψ × ψ) / (Ag + Af)

wobei:

  • Uw = Wärmedurchgangskoeffizient des gesamten Fensters (W/m²K)
  • Ug = Wärmedurchgangskoeffizient der Verglasung (W/m²K)
  • Uf = Wärmedurchgangskoeffizient des Rahmens (W/m²K)
  • ψ = Wärmebrückenverlustkoeffizient des Randverbunds (W/mK)
  • Ag = Fläche der Verglasung (m²)
  • Af = Fläche des Rahmens (m²)
  • = Länge des Glasrandverbunds (m)

 

Aus der Formel wird deutlich, dass nicht nur die Verglasung, sondern auch der Rahmen und der Randverbund einen erheblichen Einfluss auf den gesamten U-Wert des Fensters haben. Eine ganzheitliche Betrachtung aller Komponenten ist daher essenziell, um eine optimale Wärmedämmung zu erreichen.

 

3. Welche Materialien gibt es beim Randverbund?

Der Randverbund hält die Glasscheiben auf Abstand und sorgt für die Dichtigkeit der Scheibe, damit keine Feuchtigkeit in den Zwischenraum eindringen kann. Es gibt verschiedene Materialien:

  • Aluminium: Hohe Wärmeleitfähigkeit, erhöht den Wärmeverlust.
  • Edelstahl: Geringere Wärmeleitfähigkeit als Aluminium, verbessert die Dämmung.
  • Kunststoff- oder Hybridlösungen ("warme Kante"): Deutlich bessere Wärmedämmung, reduziert Wärmeverluste und Kondensatbildung am Glasrand.

 

Nachfolgend eine Übersicht:

 

Anstandshaltertyp

Rahmen aus Metall mit thermischer Trennung

W/mK

Rahmen aus Kunststoff

 

W/mK

Rahmen aus Holz

 

W/mK

Rahmen aus Holz/Metall

 

W/mK

Multitech G

0,03

0,029

0,028

0,029

SWISSPACER Ultimate

0,031

0,03

0,029

0,030

Ködispace

0,038

0,034

0,034

0,036

Ködispace 4SG

0,040

0,035

0,036

0,038

SWISSPACE Advance

0,042

0,037

0,037

0,040

TGI R

0,044

0,038

0,039

0,042

Edelstahl

0,061

0,048

0,052

0,057

Aluminium

0,111

0,075

0,086

0,097

Quelle: Datenblatt „PSI-Wert-Fenster“ des Bundesverbandes Flachglas auf Basis messtechnischer Ermittlung der äquivalenten Wärmeleitfähigkeit der Abstandshalter

 

Je kleiner der ψ-Wert ist, desto weniger Kondensat bildet sich am Randverbund, was das Risiko von Schimmelbildung an der Silikonfuge verringert.

 

4. Eintrübung der Verglasungen

Ein Randverbund ist trotz der Silikonabdichtung nicht 100% dicht. Im Laufe der Jahre dringt langsam Feuchtigkeit ein. Der Randverbund enthält ein feuchtigkeitsaufnehmendes Substrat. Ist dessen Aufnahmefähigkeit erschöpft, bildet sich zunächst Kondensat im Luftzwischenraum. Dabei werden oft auch kleinste Partikel des Substrates mitgerissen, die sich im Luftzwischenraum an der Scheibe absetzen. Die Scheibe sieht dann milchig trüb aus.

 

5. Luftdichte Montage des Fensters in der Wandöffnung

Eine luftdichte Einbindung des Fensters in die Wand ist essenziell, um Energieverluste zu minimieren. Vorteile:

 

  • Verhinderung von Zugluft und Wärmeverlusten.
  • Reduzierung der Schimmelgefahr durch Vermeidung von Kondensation.
  • Verbesserung des Wohnkomforts durch gleichmäßigere Temperaturen.

Eine luftdicht Montag ist nach dem Gebäude Energie Gesetz (GEG) auch vorgeschrieben.

6. Lüftungskonzept

Moderne, dichte Fenster erfordern ein angepasste Lüftung, um Schimmelbildung vorzubeugen und für eine hygienische Luftqualität zu sorgen. Möglichkeiten sind:

  • Manuelles Stoßlüften oder Querlüften. (hygienische Luftqualität)
  • Fensterfalzlüfter zur kontinuierlichen Frischluftzufuhr. (Feuchteschutzlüftung)
  • ALDs (Feuchteschutzlüftung)
  • Mechanische Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung. (hygienische Luftqualität, Feuchteschutzlüftung)

Bei dem Lüftungskonzept geht es um die Feuchteschutzlüftung. Durch eine Berechnung kann ermittelt werden, welche Maßnahmen für eine Feuchteschutzlüftung nach dem Fenstertausch erforderlich sind. Diese Feuchteschutzlüftung muss ohne Zutun der Bewohner erfolgen. Dabei spielen das Baujahr des Gebäudes, der Wohnort, der Sanierungszustand des Gebäudes, die Wohnfläche, die Anzahl der Personen im Gebäude, ob das Gebäude ein- oder zweigeschossig ist und ob es sich um ein Ein- oder Mehrfamilienhaus handelt, eine Rolle. Dieses Lüftungskonzept ist bei einem Fensteraustausch zwingend erforderlich. Oftmals ergibt die Berechnung, dass keine lüftungstechnischen Maßnahmen erforderlich sind.

 

Das Lüftungskonzept muss nach GEG bei einem Austausch von mehr als ein Drittel Fenster erstellt werden.

 

7. Wärmebrücken beim Fenster

Falsch eingebaute Fenster können Wärmebrücken verursachen.

Folgen sind:

  • Hohe lokale Wärmeverluste.
  • Kondenswasserbildung und Schimmelgefahr.
  • Erhöhter Heizenergiebedarf.

Eine fachgerechte Planung und Montage ist deshalb entscheidend. Bei Bedarf berechne ich im Rahmen einer Baubegleitung die Wärmebrücke mit einem Programm. Daraus lassen sich dann die notwendigen Maßnahmen ableiten.

8. Einbruchschutz

Mit neuen Fenstern können Sie den Einbruchschutz deutlich erhöhen. Wenn Einbrecher mehrere Minuten brauchen, um das Fenster aufzuhebeln, brechen sie den Einbruch meist ab. Alte Fenster ohne Zapfenverriegelung lassen sich oft mit einem Schraubendreher problemlos in sehr kurzer Zeit aufhebeln. Bei neuen Fenstern mit Zapfenverriegelung braucht man schon einige Minuten. Hier reicht ein Schraubendreher in der Regel nicht aus. Zusätzlich sollte auch der Einbruchschutz über die Verglasung verbessert werden. Eine Dreifachverglasung erhöht bereits den Einbruchschutz. Es gibt noch weitere Maßnahmen über andere Scheibenarten.

 

Bei einem meiner Kunden wurde in der Nachbarschaft eingebrochen. Daraufhin hat er einige Terrassentüren zusätzlich mit Schrauben gesichert. Durch Terrassentüren wird am häufigsten eingebrochen. Der zusätzliche Einbruchschutz ist im Vergleich zu den Gesamtkosten pro Einbruchschutzniveau nicht so wesentlich. Also vergessen Sie diesen Punk nicht. 

 

9. Einsparpotenzial durch Fenstersanierung

Anhand weniger Wärmeverluste über die Fenster und geringere Lüftungsverluste können die Heizkosten erheblich minimiert werden. Durch moderne Fenster mit niedrigen U-Werten kann die Raumtemperatur zusätzlich gesenkt werden, ohne den Wohnkomfort zu beeinträchtigen. Dies ergibt sich aus der wärmeren Umfassungsfläche. Zum Wohlfühlen spielt die Lufttemperatur und die Umfassungsfläche eine Rolle. Pro Grad geringerer Raumtemperatur können ca. 5-6% der Heizkosten eingespart werden.

 

Mögliche Einsparungen:

 

Fenster mit Isolierverglasung (ohne Wärmeschutzbeschichtung) gegen Dreifachverglasung (Wärmeschutzverglasung) mit guten Rahmen und Randverbund (U-Wert ca. 0,8 W/m²K) kann bis zu 20 % der Heizkosten einspart werden.

 

10. Förderung

Ertüchtigung von Fenster: Falls der Rahmen noch gut ist, der Platz für eine Dreifachverglasung (mit Wärmeschutzbeschichtung) Platz hat und die Beschläge die höhere Belastung stand halten, muss ein U-Wert von max. 1,3 W/m2K für eine Förderung erreicht werden. Hierbei wird auch die Überarbeitung des Rahmens, Aluverkleidung und neue Dichtungen und Einstellen gefördert. Es werden aktuell bis zu 20% gefördert. Diese Kosten sind im Vergleich zu einem Austausch deutlich geringer.

 

 

Austausch des kompletten Fensters: Hierbei darf für eine Förderung der U-Wert des Fensters maximal 0,95W/m2K betragen. Dies wird auch bis zu 20% gefördert. 

 

Zusammenfassung

Die Sanierung und Erneuerung von Fenstern ist eine effektive Maßnahme zur Senkung des Energieverbrauchs und zur Erhöhung des Wohnkomforts. Durch den Einsatz moderner Fenster mit niedrigen U-Werten können Heizkosten eingespart, Wärmebrücken vermieden, das Raumklima verbessert und der Einbruchschutz erhöht werden. Eine fachgerechte Planung und Montage ist dabei entscheidend, um das volle Einsparpotenzial auszuschöpfen. Kontaktieren Sie mich für eine detaillierte Analyse, um die beste Lösung für Ihr Gebäude zu finden. Selbstverständlich führe ich auch eine Baubegleitung bei Ertüchtigung und Erneuerungen durch, damit Sie für Ihr investiertes Geld ein Maximum an Qualität und Schadensfreiheit erhalten.